+++ Besetzer:innen beenden erfolgreich ihre Aktion +++ Nach Erfolg des zivilen Ungehorsams soll der Wald auch langfristig erhalten bleiben +++
Halle (Westf.), 1. März 2021
Halle (Westf.), 1. März 2021
Halle (Westf.), 27. Februar 2021
Halle (Westf.), 25. Februar 2021
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag kam es im besetzten Steinhausener Wald zu einem Anschlag auf die Besetzung. Zwei Personen sind mit Ihrem PKW mit abgeklebten Kennzeichen in den Wald gefahren. Zunächst wurden sie an einer „belebten Barrikade“, also einer Barrikade in der Menschen eingebaut sind, um die Räumung durch Räumfahrzeuge zu erschweren, aufgehalten. An dieser Barrikade konnten sie aufgehalten werden und fuhren zu einer anderen Stelle in den Wald. Dort fällten sie mit einer Kettensäge in unmittelbarer Nähe zu Strukturen einen Baum und riefen „Fickt euch ihr scheiß Öko-Wichser“.
Lina von der Besetzung ordnet ein: „Das Auftreten legt nah, dass die Täter aus dem rechten Spektrum kommen. Fällungen bei Dunkelheit in der Nähe der Besetzung gefährdet bewusst Menschenleben, da Baumstrukturen und markierte Sicherungsseile nicht zu erkennen sind.“
Ergänzend kommentiert Theo: „Solche Taten werden durch die martialische Rhetorik befeuert, welche in den letzten Tagen verwendet wurde. Dass Stadtvertreter*innen nicht inhaltlich diskutieren sondern Fakten schaffen wollen, reiht sich in diese Rhetorik ein.“
Es ist reines Glück, dass bei der Fällung kein Mensch zu schaden kam.
Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen. Der Vorwurf des versuchten Mordes steht im Raum.
Halle (Westf.), 21. Februar 2021
Heute morgen haben Aktivst*innen einen Teil des Steinhausener Waldes besetzt. Die Firma Storck will diesen roden, um ihr Betriebsgelände zu erweitern. Die Rodung des Waldes hätte massive Umweltschäden zur Folge: 22 Hektar eines gesunden Misch- und Laubwalds sollen asphaltiert werden. Die Versiegelung der Fläche würde das lokale Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen. Der Lebensraum von mehr als 40 Vogelarten, darunter sechs geschützen, 14 Fledermausarten und zahlreicher anderer Tierarten ginge verloren.
Lina, die an der Baumbesetzung beteiligt ist, erklärt: „Es ist nicht hinnehmbar, dass ein vielfältiger Wald für das Profit-Interesse eines Unternehmens gerodet werden soll. Die Welt und steuert auf einen ökologischen Kollaps zu. Wir müssen aufhören Umwelt zu zerstören und anfangen sie zu schützen. Steini bleibt!“
Die Baumbesetzungen werden von vielfältigen Protesten auf dem Boden unterstützt. An diesen beteiligt sich auch Sarah von Ende Gelände Bielefeld, die bekräftigt: „Wir werden nicht zulassen, dass der Steinhausener Wald gerodet wird. Die Ausbeutung von Natur und Mensch muss aufhören, hier und überall. Um die Klimakrise zu lösen brauchen wir einen grundlegenden Systemwandel – und der fängt vor der eigenen Haustür an.“
Lukas von Extinction Rebellion Bielefeld ergänzt: „Wir leben schon zu lange auf Kosten der Erde. Storck ignoriert seine gesellschaftliche Verantwortung: Trotz Alternativen wollen sie den Lebensraum dutzender Arten zerstören, ohne die ökologischen Schäden für den gesamten Altkreis Halle im Blick zu haben. Kein Baum ist egal! Der Steinhauser Wald darf nicht Storcks Bauernopfer sein.“
Weitere Informationen über die Proteste gegen die Storck-Erweiterung finden sich unter: https://storckstoppenjetzt.blackblogs.org/
Storck oder auch die August Storck KG, wie die Firma förmlich heißt, ist einer der größten Süßigkeitenhersteller der Welt und exportiert in verschiedenste Länder.
Ein Großteil seiner Waren fertigt Storck in Halle (Westf.). Storck_Ist-Zustand (PDF)
Unter anderem deshalb will die Firma ihr Werk um eine weitere Produktionstraße erweitern und dafür einige ha Land versiegeln.
storck_Laibach_Antrag (PDF)
Der erste Schritt seitens Storck wird es sein, den bisher verrohrten Laibach über die Erde zu holen und zu renaturieren. Sie plant hierfür etwa 100 Bäume zu fällen. Dies wäre jedoch nicht nötig, wie ein Vorschlag des BUND beweist.
In den nachfolgenden Schritten sollen weitere Hektar für Storcks Ausbau und Profitmaximierung überbaut werden.
An dieser Stelle wird manch Mensch vielleicht fragen: Was meint ihr mit Ökozid?
Da es im deutschen Grundgesetz diesen Ausdruck noch nicht gibt und auch sonst keine allgemein gültige Definition besteht, folgt nun unsere an den Film „Ökozid“ (ARD, 2020) angelehnte Definition.
Unter Ökozid fällt jede Handlung, welche auf den Klimawandel und seine Folgen verstärkend wirkt und nicht zur Wahrung der Würde des Menschen dient.
Aus unserer Sicht sollte Ökozid eine nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit geahndete Straftat sein, da wir verschiedene Grund- sowie Menschenrechte verletzt sehen:
Hierzu möchten wir zwei Dinge als Beleg anführen.
Unter Berufung auf Artikel 20 Abschnitt 4 (Widerstandsrecht) und Artikel 20a (Erhalt der Lebensgrundlagen) des deutschen Grundgesetzes, sagen wir deshalb:
Natürlich ist Storck daran nicht alleine Schuld, jedoch leiten wir aus dieser Definition eine Teilverantwortung für alle Beteiligten ab und Storck ist das kleine Rädchen, welches nun zum Stillstand kommen wird.
Wir sehen, dass überall in Deutschland und auf der ganze Welt Ökozid nicht oder nicht ausreichend verhindert und geahndet wird. Deshalb werden wir dies von nun an selbst übernehmen.
Wir sind solidarisch mit allen Gruppen, die mit uns diesen Kampf kämpfen.
One struggle – One fight